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Musik als Safe Space – Das neue Album von Janelle Monáe

«The Age of Pleasure» erscheint diese Woche

Janelle Monae
Janelle Monae (Foto: Alberto Ortega/EUROPA PRESS/dpa)

Mit ihrem neuen Album «The Age of Pleasure» feiert die Musikerin Janelle Monáe mit sinnlichen Klängen das Leben. Die Platte ist auch ein Wendepunkt im Werk der Künstlerin.

Von Jessica Lichetzki, dpa

Mit der sexy Zeile «Ich mag Lippenstift an meinem Hals» aus der ersten Singleauskopplung ihres neuen Albums präsentiert die Musikerin Janelle Monáe (37) ihr neuestes Werk. «Lipstick Lover» auf ihrem vierten Studioalbum «The Age of Pleasure», das am Freitag erscheint, vermittelt bereits in knapp drei Minuten die Grundstimmung der gesamten Platte: selbstbewusst, kraftvoll und voller Lebensfreude.

 

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«The Age of Pleasure» markiert einen deutlichen Wendepunkt für Monaé, denn das Album nimmt Abschied von futurischen Konzepten. Die vorherigen Alben «Metropolis: Suite 1 (The Chase)», «The ArchAndroid», «The Electric Lady» und «Dirty Computer» definierten den einzigartigen Stil der Künstlerin und ihre konzeptuell grenzübergreifende Musik.


Mit «The Age of Pleasure» kehrt Janelle Monáe – die sich 2018 als pansexuell und 2022 als nicht-binär geoutet hat, wobei sie weiter auch die Pronomen sie und ihr benutzt (MANNSCHAFT berichtete) – zurück in die Gegenwart und präsentiert ein euphorisches Feuerwerk – Texte zu den Themen Gender, Sexualität und queerer Identität inklusive. Für Monáe ist das Album eine Einladung, die eigenen Sinne zu erkunden und Freude zu erleben. Das kann die Zubereitung eines Essens sein oder die Lektüre eines guten Buches bei Regen. Es geht darum, sich selbst und das Leben zu geniessen – in welcher Form auch immer das geschieht. «Das ist der Zweck dieses Albums: im Moment zu sein, Freude zu zentrieren mit den Menschen, die du liebst, in deinem sicheren Raum, in deiner geschaffenen Oase», sagt Janelle Monáe im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur.

Doch «The Age of Pleasure» zeichnet sich vor allem durch seine kompositorische Raffinesse aus. Jeder Song auf dem Album reiht sich geschmeidig in das gesamte Werk ein. Die Übergänge zwischen den Songs sind so harmonisch gestaltet, dass dieses Album von Anfang bis Ende ein Hörgenuss ist. Die erste Hälfte der Platte besticht dabei durch kräftige Beats, die von Jazz und Funk inspiriert sind. Besonders beeindruckend sind «Float» und «Champagne Shit», die sich schnell zu komplexen Songs entwickeln. In der zweiten Hälfte des Albums lässt Monáe ihre Reggae-Einflüsse erkennen. Der rhythmisierende Klang zeichnet zum Beispiel den Song «Paid in Pleasure» aus. «Kel-P-Vibes, der viel grossartige Musik produziert, ist in dem Lied zu hören», erzählt Monáe.

Das Musikvideo zu dem Song «Lipstick Lover» wurde unter der Regie von der Sängerin selbst und dem Grammy-Gewinner Alan Ferguson gedreht, der schon mit Beyoncé zusammengearbeitet hat. Es zeigt eine sexpositive und sinnliche Pool-Party mit über 80 Prozent ihrer eigenen Freund*innen. «Es fühlte sich wie Zuhause an. Es fühlte sich nicht einmal wie ein Video an. Es fühlte sich an, als würden wir erlauben, den Leuten zu zeigen, wie wir sind, wenn wir uns sicher fühlen», erklärt sie.


Der poppige Sommersong kommt im Reggae-Stil daher und markiert das Engagement der Schauspielerin und Musikerin, in ihrer Musik sexy Queerness zu verweben. Und alles basiert auf ihren eigenen Erfahrungen, wie sie dem Rolling Stone in einem Interview sagte.

Von den insgesamt 14 Songs auf dem Album überschreiten nur drei die Drei-Minuten-Marke – keine Füllsongs, kein überflüssiger Ballast.

Ich habe mein Bestes gegeben, um die Schönheit einzufangen, die ich erlebte, wenn ich mit meinen Freunden zusammen war.

«The Age of Pleasure» ist für Monáe mehr als nur ein Album – es ist der Soundtrack für das Vergnügen und die angenehmen Dinge im Leben. Es wurde übrigens in ihrem eigenen Studio geschrieben und aufgenommen, wobei sie mit Künstler*innen aus verschiedenen Teilen der Welt zusammengearbeitet hat. «Ich wollte, dass die Welt weiss, dass schwarze Menschen sichere Räume haben sollten, in denen sie sein können, wo sie erkunden können, wo sie sich verdammt noch mal frei fühlen können», sagt sie. «Ich habe mein Bestes gegeben, um die Schönheit einzufangen, die ich erlebte, wenn ich mit meinen Freunden zusammen war.»

Der Krimi «Glass Onion», in dem sie auf Netflix zu sehen ist, gehört zu den meistgesehenen Netflix-Filme überhaupt (MANNSCHAFT berichtete).


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