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Politik und Polemik: «Anti­zionis­mus und Identitäts­politik»

Mehrere Autor*innen analysieren die Positionen von queeren, linken Aktivist*innen im Kontext des Gaza-Krieges

Siebter Oktober Dreiundzwanzig
Demonstration unter dem Namen «Global South Resists» in Berlin (Foto: Christophe Gateau/dpa)

Der Historiker, Journalist und Geschlechterforscher Vojin Saša Vukadinovic hat für den Querverlag den Sammelband «Siebter Oktober Dreiundzwanzig: Antizionismus und Identitätspolitik» zusammengestellt.

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten am 7. Oktober den Süden Israels überfallen. Sie töteten 1200 Menschen und verschleppten 250 nach Gaza. Es war der Auslöser des Kriegs (MANNSCHAFT berichtete). Das von der Terrororganisation kontrollierte Gesundheitsministerium in Gaza spricht von über 30’000 Toten bisher. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen nicht.

Nun dieses Buch zum 7. Oktober. Vukadinovic war zuvor bereits mit seinem provozierenden Beitrag im Band «Beissreflexe» aufgefallen, weil man ihm damals «Polemik» gegen den akademischen Fachbereich Gender Studies und die Queer-Bewegung allgemein vorgeworfen hatte. Er selbst hatte später den Band «Freiheit ist keine Metapher. Antisemitismus, Migration, Rassismus, Religionskritik» in der sogenannten «Kreischreihe» des Querverlags herausgeben, wo auch «Beissreflexe» erschienen war (MANNSCHAFT+).

Nun widmet er sich – zusammen mit 28 weiteren Autor*innen – einer umfangreichen Analyse der Frage, warum «Queers, Hipster und andere, die mit ihrem egozentrischen Lifestyle keinen einzigen Tag in einem Hamas regierten Staat überleben würden» den Massenmord an israelischen Zivilist*innen am 7. Oktober als «Freiheitskampf» bezeichnen, wie Vukadinovic in seiner Einleitung ausführt.


«Gaza just broke out of prison»
Weiter heisst es da: «‹Gaza just broke out of prison› (Gaza ist gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen) war am 7. Oktober ein weit verbreiteter Slogan verstrahlter, gepamperter Grossstadtkinder, primitiver Patriarchen und kufiya-tragender Migra-Kids, die per Antizionismus zusammenfinden. Der Glaube daran, dass die Welt ohne Israel besser wäre, wird von vielen als einzig mögliche Friedenslösung propagiert. Vor allem gedeiht dieser Glaube in bestimmten, von Ideologie zerfressenen linken Hirnstuben. Frieden bedeutet für sie: die Vernichtung Israels.»

Siebter Oktober Dreiundzwanzig
Das von Vojin Saša Vukadinovic herausgegebene Buch «Siebter Oktober Dreiundzwanzig» (Foto: Querverlag)

Man erkennt auch hier den Hang zur polemischen Zuspitzung, die Vukadinovic schon im Kontext der «Beissreflexe» als legitimes stilistisches Mittel der Kritik verteidigt hatte.

Im neuen Band sind LGBTIQ-Aspekte selbstverständlicher Teil von allen Essays, von Autor*innen wie Arye Sharuz Shalicar, Cem Erkisi, Faika El-Nagashi und vielen anderen mehr. Nur in dem Beitrag «‹Queers for Palestine› und der Tod der Ironie» von Armin Navabi geht es explizit um queere Thematiken (MANNSCHAFT berichtete).


Leider ist dieser Beitrag besonders uninspiriert, verglichen vor allem mit Vukadinovics eigenen Erläuterungen, mit denen man nicht übereinstimmen muss, die aber auf vielen Ebenen zum Nachdenken anregen.

Das Buch erscheint am 1. April und hat einen Umfang von 455 Seiten. Neben der Einleitung stammt von Vukadinovic auch der Text «Triumph des linken Willens: Über die Unmöglichkeit eines israelsolidarischen Antirassismus», verfasst zusammen mit Ioannis Dimopulos. (mit dpa)

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